„dann wackelt wirklich alles“
Die Kunsthalle Bernburg präsentiert vom 05.10. bis 02.11.2025 die Ausstellung „Zickzackhausen“ von Ingeborg Lockemann und Elke Mohr, zwei Künstlerinnen, die mit ihren gemeinsamen Projekten seit Jahrzehnten die Grenzen von Raum, Architektur und gesellschaftlichem Miteinander ausloten.
Lockemann, geboren 1962 in Jena, studierte Theologie in Ostberlin und später Bildhauerei in Berlin und Wien. Seit den 1990er Jahren arbeitet sie sowohl allein als auch gemeinsam mit Mohr an Projekten, die den öffentlichen Raum erforschen – oft mit installativen, performativen und videobasierten Methoden. Mohr, 1967 in Ludwigshafen am Rhein geboren, studierte Bühnenbild und Bildhauerei in Berlin und Paris und entwickelt raumspezifische Installationen, Performanceformate und künstlerische Aktionen insbesondere in urbanen und industriellen Kontexten. Beide leben in Berlin und sind vielfach ausgezeichnet mit Stipendien und Katalogförderungen, darunter von Kunstfonds Bonn und dem Berliner Senat für Kultur.
Ihre gemeinsame künstlerische Arbeit zeichnet sich durch eine intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte von Architektur und Stadtgesellschaft aus. Sie begreifen Räume als Bühne für performative Handlungen und narrative Interventionen. In den letzten Jahren präsentierten sie u.a. „REVISION“ im Kunstverein Tiergarten (2024), „Chemnitzparkour“ in Bremen (2023), „Troubled Nature“ in Berlin, sowie „Urbane Kommentare“ im BLMK Frankfurt/Oder und „Geordnete Verhältnisse“ in der Zitadelle Spandau.
Das Ausstellungsprojekt „Zickzackhausen“ nimmt die 1928 errichtete gleichnamige Bernburger Siedlung als Ausgangspunkt: Eine genossenschaftlich konzipierte Wohnanlage am Rande des einstigen Kalk-Tagebaus. Die Künstlerinnen erforschen die Geschichte, Gegenwart und Zukunft dieser Siedlung als Modell für gemeinschaftliches, ressourcenschonendes und individuelles Wohnen. Mit atmosphärischen Video-Installationen und einem inselartigen Modell, das die Dimensionen von Siedlung und Tagebau erfahrbar macht, schlagen sie eine Brücke zwischen der architektonischen Idee der Moderne und heutigen Fragen des nachhaltigen Lebens und Zusammenlebens. Interviewt wurden Anwohner zu ihrer Einzugsgeschichte; die Stimmen aus den Häusern und die Vielfalt individueller Fassadengestaltungen werden künstlerisch in Szene gesetzt.
„Zickzackhausen“ ist weit mehr als ein nostalgischer Rückblick – die Ausstellung lädt zur Reflexion über Formen gesellschaftlichen Zusammenlebens, die Bedeutung von Individualität und die Herausforderungen moderner Stadtentwicklung ein. Die kunsthalle bernburg bleibt damit dem Anspruch treu, künstlerische Perspektiven im peripheren Raum sichtbar zu machen und regionale Identität in einen Dialog mit breiteren gesellschaftlichen Fragen zu bringen.
Bild: Elke Mohr, September 2025
Die Ausstellung wird gefördert durch die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt.



