Übernahme der Bergstadt durch amerikanische Truppen
Zeitzeugenbericht
Standort: Ecke Zepziger Straße/Johann-Rust-Str.

Die Zeitzeugenberichte stammen von
Hans-Wolf Pietscher, seit 1938 in der Hitlerjugend und zum „Volkssturm“ einberufen
„In der Zepziger-Straße, an der einzigen offenen Panzersperre Bernburgs, standen Panzer, die in die Stadt reinfunkten; da wollten wir einen knacken. Nachdem wir auf Umwegen herangekommen waren und die Schwierigkeit der Lage gesehen hatten – auf dem Dach des Asyls stand ein MG19 – beschlossen wir, hinter den Häusern uns heranzuarbeiten. Wir kletterten also über die Zäune, Mauern und Schuppen mit unserer Panzerfaust. Plötzlich, als wir schwitzend wieder durch einen Garten durchkriechen wollten, sahen wir durch die offene Hintertür eines Hauses 2 Amis stehen. Auju versuchte, auf einem Umweg weiter vorwärtszukommen mit seiner Panzerfaust, um den Panzer noch zu knacken. Ich stand inzwischen mit meiner Pistole (den Karabiner hatten wir am Anfang unserer Kletterei stehen gelassen, weil wir möglichst leicht und leise sein wollten) hinter einem Karnickelstall 10m von den Amis entfernt. Mein Herz klopfte doch ziemlich. Plötzlich trat der eine Ami an die Hintertür, blickte in den Garten und trat dann in den Hof hinaus. Ich machte mich schon fertig, einen würde ich umlegen, wenn er mich sähe, der andere aber würde mir dann seine MPi-Garbe in den Bauch rammeln. Doch es kam nicht soweit, er kehrte wieder um, ohne mich entdeckt zu haben. Dann ein kurzes Aufbrausen, die Panzer hatten den Widerstand gebrochen und fuhren weiter. Nachdem ich das festgestellt hatte, versuchte ich, aus diesem Schlamassel wieder herauszukommen. Auju war verschwunden, rufen konnte ich nicht. Nachdem mich bald noch ein Ami umgelegt hätte, kam ich dann doch glücklich wieder raus, über mir die Tiefflieger. Wie mir Auju später erzählte, ist er nicht an die Panzer herangekommen und musste noch stundenlang in einer Laube sich verstecken.“
Die Zeitzeugenberichte wurde eingesprochen von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Carolinum Bernburg.
Die Themenwoche „80 Jahre Kriegsende in Bernburg“ wird finanziert vom Land Sachsen-Anhalt.